Sonntag, 19. Juli 2015

Rezension "Homeless"





Rezension: „Homeless“


Titel: Homeless

Autorin: Laura Wiedemann

Verlag: epubli GmbH

E-book, 3.99€

Taschenbuch, 11.99 €


Seitenzahl: 372

Altersempfehlung: 12- 18

Genre: Jugendbuch, Roman

Quelle: Amazon 


Bildquelle: Lovelybooks



Inhalt:



Weil die Inhaltsangaben des Internets so aussagekräftig sind, werde ich keine eigene Zusammenfassung schreiben! :D

Bildquelle: 

»Ich würde dir gerne eine mutige, tapfere und aufopfernde Geschichte anvertrauen, doch dann würde diese Geschichte nicht von mir erzählen. Also werden dir hier keine Ritter, keine Könige und auch keine Zauberer begegnen. Ich bin John, lebe auf der Straße und mich wirst du kennen lernen, besser gesagt, meinen Weg in den tiefen Abgrund. «


In »Homeless« schlüpfen wir in die Rolle des sechzehnjährigen John. Wir merken schnell, dass sein Leben viele Hürden mit sich bringt und ihn ein paar Geheimnisse aus der Vergangenheit quälen. Er lebt mit einer Gruppe Jugendlichen in Braxton, einer fiktiven Kleinstadt in der Nähe von London. Während andere Jungen und Mädchen in seinem Alter immer noch zu Hause wohnen, haust John mit seinen Freunden in einem baufälligen Parkhaus, das überteuert gebaut, doch nie wirklich genutzt wurde. Ein ständiger Kampf mit dem Hunger, dem Durst, den Gefahren der Vergangenheit und den Versuchungen der Gegenwart.

»Homeless« spielt in der fiktiven Kleinstadt Braxton in der Nähe von London. Der 16-jährige John, der vor etwa über einem Jahr sein Zuhause verlassen hat, lebt mit einer Gruppe von obdachlosen Jugendlichen im „Betonklotz“ - ein riesiges Parkhaus, das nie wirklich benutzt wird. Trotz diversen Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen versuchen die Straßenkids zusammenzuhalten und gemeinsam ums Überleben zu kämpfen. Im Verlauf der Geschichte erfährst Du immer mehr von der erschreckenden Wahrheit über das Leben auf der Straße, wo John und seine Clique tagtäglich verschiedenen Gefahren ausgesetzt sind und nie wissen, was sie als nächstes erwartet. Einsamkeit, Gewalt, ständiger Hunger, beißende Kälte und schlaflose Nächte gehören zum Alltag der Teenager. Zudem scheint ihnen Gefahr auf der anderen Seite der Stadt zu drohen - Denn dort haust in einer alten Fabrik eine weitere Gruppe von Obdachlosen, die ihrem Ruf zufolge gefährliche und gewalttätige Kriminelle sind. Doch bestimmte Vorfälle zwischen den beiden Cliquen lassen Zweifel aufkommen und John weiß nicht mehr, wem er vertrauen kann - Dem Anführer seiner eigenen Gruppe oder seinem geheimnisvollen Gegner Cain aus der Fabrik?

Quelle: Amazon



Erwartungen:  

Aufmerksam geworden bin ich durch die Instagramseite der Autorin (https://instagram.com/laurawiedemannbooks/). Nach kurzem Stöbern entschloss ich mich dazu, die Leseprobe zu lesen, von der ich wirklich positiv überrascht war. Zu diesem Zeitpunkt stand bereits fest: Ich brauche dieses Buch! Kurz darauf bot sich die Gelegenheit: Ein Gewinnspiel, bei dem man die Chance auf 1 von 3 Homeless- Rezensionsexemplaren + Goodie Bag, also kleine Geschenke passend zum Buch, hatte. Ich nahm teil- und gewann! Anbei findet ihr ein Foto vom gesamten Inhalt des Pakets, über das ich mich mehr als riesig gefreut habe! Danke liebe Laura!



Cover: (Bezieht sich auf das alte Cover) Dieses Cover ist so fantastisch!

=> Der Boden. Auf ihm schläft John, an ihm ist er psychisch angelangt- er wird im Hintergrund abgebildet. Diese gezeichneten Steine spiegeln den Inhalt des Buches und den Abgrund wider, in den schon viele Menschen gefallen sind.

Auf der Rückseite befinden sich kleine Zeichnungen. Eine Blume, ein Haus mit einer Tür, welche ein Herz schmückt, Sterne. Oder auch verbliebende Hoffnungsschimmer.


Schwarz, grau und weiß, das sind die verwendeten Farben. Sie unterstreichen die triste, trostlose Atmosphäre. Es gibt keinen Lichtblick mehr, nichts, worauf es sich zu freuen lohnt. Sprüche wie „Hope for the best. Expect the worst“ (Hoffe auf das Beste. Erwarte das Schlimmste) veranlassen dazu, mich zu fragen; ist „obdachlos“ gleichbedeutend mit „hoffnungslos“? Gerade, wenn man so tief gefallen ist, muss der Spielraum, die Luft nach oben, doch groß genug sein, um die Chancen zur Besserung zu erkennen…Oder?


Ich denke, dass diese „Widersprüche“ zwei verschiedene Gefühlslagen sind. Damit meine ich, dass es sowohl gute, als auch schlechte Tage gibt, an denen man positiv und negativ denkt. Neben der Frage, was der Auslöser ist, werde ich, sobald ich das Buch beendet habe, entscheiden, welche der beiden überwiegt und somit über den weiteren Lebensweg Johns entscheidet.



Meinung:


Geschichte: Der erste Satz des Zitats, welches unter „Inhalt“ zu finden ist, bewahrheitet sich definitiv nicht! Diese Geschichte ist mutig, tapfer und aufopfernd- mehr noch, sie ist besonders. Wie oft liest man über Ritter, Könige und Zauberer, obwohl etwas gleich Spannendes wirklich existiert? Jeder von uns wird schon einmal einem Obdachlosen begegnet sein. Wieso gibt es so wenige Romane, die auf dieses Leiden aufmerksam machen?


Ein leichtes Buch für Zwischendurch ist „Homeless“ keinesfalls. Im Gegenteil, in ihm steckt so viel mehr als das, was man sich vom Inhalt verspricht. Es bietet dem Leser die nackte, knallharte Wahrheit über die Missstände, die sich in allen Ländern der Welt zutragen. Die bessergestellten Menschen sehen weg, sie urteilen über die, die sich alles nehmen oder denen alles genommen wird. Zugleich kennen sie die Hintergründe nicht. Das Ergebnis? Ein Vorurteil vom feinsten. Sie wissen nicht, wieso teilweise Kinder, und, wie auch hier, Jugendliche in eine solche Lage geraten und reduzieren sie auf das Äußere, dabei müssen obdachlose Heranwachsende, deren gleichaltrige Kollegen behütet aufwachsen, zur Schule gehen und sich gut amüsieren, hart um das Leben kämpfen. Wer schwach wird, hat verloren, denn das Leben auf der Straße ist gnadenlos und unberechenbar.


Die Spannung ist ab der ersten Seite vorhanden und baut sich zunehmend auf. Müsste ich eine Spannungskurve malen, würde diese steil nach oben gehen, bis sie am Ende alle Grenzen sprengt! Es gibt sehr viele überraschende Wendungen, die das Buch kein Stück vorhersehbar machen, was aber auch an den Extremsituationen liegt, denen die Figuren ausgesetzt sind. Lasst euch außerdem gesagt sein- dieses Ende ist zerstörend! Es ist so emotional und traurig und toll und ironisch (wer es gelesen hat weiß, was ich meine) usw.  :D! Homeless kann von sich behaupten, dass es die gleiche Menge Gefühle hervorruft, wie eine Mischung aus Satire, Thriller, Liebesgeschichte und Abenteuerbuch! 


Auch die Liebesgeschichte ist anders, als man sie kennt, passt dadurch aber meiner Meinung nach viel besser zum gesamten Inhalt. Normalerweise lernen sich Junge & Mädchen kennen, kommen sich näher und treffen sich, dabei unternehmen sie etwas zusammen oder gehen essen. Das Mädchen fragt sich, was sie beim ersten Date anziehen soll, der Junge, ob seine Haare sitzen. Nicht so hier. Viel wichtiger ist es für John und Carrie, sie selbst zu sein, da diese Bindung das Synonym für Hoffnung ist. Sie klammern sich daran, die schweren Zeiten zusammen durchzustehen, da geteiltes Leid sprichwörtlich halbes Leid ist.


Die Gruppe, in der John seit vielen Monaten lebt, stellt diese Tapferkeit wirklich oft unter Beweis. Niemand gibt sich auf, niemandem ist alles gleich, ganz einfach, weil sie sich haben- mehr brauchen sie nicht, um trotz aller Schwierigkeiten glücklich zu sein. Mit ihrer kämpferischen Einstellung jagen sie sämtliche Klischees in die Flucht und leisten sich einen Kampf mit einer anderen, verfeindeten Gruppe obdachloser Jugendlichen, die ihre Arbeit gegen Vorurteile wieder zunichtemacht. 


In „Homeless“ sind neben etlichen Lehren, die man zwar schon oft gehört hat, die jedoch im Zusammenhang zu dieser Thematik völlig neu aufgefasst werden können, auch Erfahrungen enthalten. Erfahrungen, die man mit einer ziemlich geringen Wahrscheinlichkeit am eigenen Leib machen würde, Erfahrungen, die ich mir vor Augen halten werde, die in mein Leben eingreifen. Während John und seine Freunde mühsam abgelaufene Lebensmittel auflesen oder Pfandflaschen sammeln müssen, werden solche lebenswichtigen Dinge achtlos weggeworfen, obwohl sie noch vollkommen genießbar sind. Nun überlegt man sich zweimal, ob man die Flasche doch lieber neben den Mülleimer stellt, als sie in ihn hineinzuwerfen, um es anderen, die sie benötigen, leichter zu machen. Oder ob man Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, trotzdem verspeist. Wer das dadurch gesparte Geld spendet oder für neue Lebensmittel ausgibt und diese Obdachlosen, die am Straßenrand sitzen, schenkt, kann Leben retten. 
 

Ich denke außerdem, dass der Betonklotz, das Zuhause der Gruppe, eine Metapher ist; während andere das Geld achtlos zum Fenster für Dinge hinauswerfen, die sie eigentlich nicht brauchen, könnten sich andere davon ein komplett neues Leben aufbauen oder zumindest ein vernünftiges führen.


„Homeless“ ist eine Geschichte, von der man sich wünscht, dass sie reine Fantasie wäre, doch von der man weiß, dass dem nicht so ist. 


Schreibstil: 

Schon nach wenigen Seiten fällt auf, dass dieser Schreibstil wie für die Geschichte gemacht schien. Er half erheblich dabei, sich in der Geschichte einzufinden, selbst der Protagonist zu sein. Detailreich und äußerst anschaulich beschreibt Laura Wiedemann Gefühle und Gedanken des Ich-Erzählers John, und nur so erfährt man selbst, wodurch John sich auszeichnet. Anhand seiner Handlungen erfährt man dies nämlich nicht. Ist man mal ehrlich zu sich selbst; wenn man einen Jungen sieht, welcher am Bahnhof einen halbvollen Becher Kakao findet und sich darüber freut wie ein Kind an Weihnachten, ist das in gewisser Hinsicht erschreckend und mag für den ein oder anderen sogar abstoßend sein. Ganz anders erscheint diese Situation, wenn man mit dem Jungen fühlt, wenn dargestellt wird, wie die heiße Flüssigkeit seine Lippen berührt und sein Herz höher schlagen lässt. 


Zudem waren relativ viele tiefgründige Textstellen zu finden, mit denen man sich ausführlich beschäftigen sollte. Sprachliche Bilder wie Metaphern wurden häufig zum Einsatz gebracht und erzielten die gewünschte Wirkung.


Es gibt Bücher von erfahrenen Autoren, bei denen man sich während des Lesens bewusst ist; ich bin der Leser, das hier ist ein Buch. Ich gehöre nicht dazu. Dann gibt es jene, bei denen man sich absolut fallen und auf die Geschichte einlassen kann, bei denen man für die Außenwelt einfach mal nicht erreichbar ist. Wer diesen Zustand nicht kennt- hopp hopp, Homeless kaufen! :D


Charaktere: 

 John: Mein erster Eindruck zum 16-jährigen Protagonisten  John war, dass er nicht auf die Straße gehört. Manchmal, wenn er alleine ist und in Gedanken versinkt, verliert er sich in Träumereien, trotzdem ist er grundlegend anders als der null-acht-fünfzehn-Obdachlose. Er besitzt sehr viel Potenzial, in den meisten Situationen leider aber zu wenig Selbstbewusstsein, um sein Leben in den Griff zu bekommen. Das liegt daran, dass er sich an allem die Schuld gibt, sich selbst verabscheut. Außerdem konnte ich beobachten, dass er zwei Gesichter hat; das eine, klug, ruhig bzw. schüchtern und nachdenklich, handelt instinktiv richtig und kann ein großer Redner sein, wenn es drauf ankommt, ist das komplette Gegenteil zum anderen, welches manchmal sehr impulsiv und hitzköpfig auftritt, wenn er von den anderen Gruppenmitgliedern, die ihn nicht so sehr respektieren, wie sie es sollten, verspottet wird. Man könnte noch hinzufügen, dass der etwas aufbrausenden Seite die nötige Portion Selbstvertrauen nicht fehlt.

John hinterfragt vieles, was sicher auch mit seiner großen Liebe Carrie zu tun hat, so lernen wir erneut einen neuen seiner Charakterzüge kennen; den romantischen. Eifersüchtig, wenn es um seine Carrie geht, zeichnet er sich als perfekter Freund aus. Seine Gedanken drehen sich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nur um sie! In dieser Hinsicht ist er einfach nur toll, darüber hinaus mit seinen dunklen Locken ein echt süßes Kerlchen!


Carrie: Carrie ist ein 16-jähriges Mädchen, welches ebenfalls aufgrund ihrer Vergangenheit auf den Straßen von Braxton lebt und Mitglied der Gruppe ist. Sie wird als unscheinbar, aber als eine sehr gute Beobachterin, die dadurch über eine gute Menschenkenntnis verfügt, geschildert.

Des Weiteren ist sie die einzige, die Johns Lebensmut aufrecht erhält. Sie ist seine große Liebe und seine Hoffnung, der Grund, nicht aufzugeben, was ein offenes Geheimnis ist. 


John und Carrie sind wie ein Puzzle; sie ergänzen sich gegenseitig, sind wie füreinander gemacht. Carrie ist Johns Stütze, er braucht ihren Beistand, um keine Dummheiten zu begehen. Sie offenbart ihre Loyalität zu ihm täglich, indem sie ihn vor den anderen verteidigt und unterstützt. Sie hilft ihm, seine Pläne zu verwirklichen und sich selbst nicht in Gefahr zu bringen, während er auch Carrie, die durchaus temperamentvoll handelt, dabei hilft, einen kühlen Kopf zu bewahren. So zeigen sie sich abwechselnd von ihrer „schlechten“ Seite, doch jeder holt den jeweils anderen auf den Boden zurück. Sie sind extrem liebenswürdige Charaktere, jedoch auch ein Traumpaar der ersten Klasse!





Fazit:


Die Message ist dank der großartigen Geschichte, den wunderbaren Charakteren und dem grandiosen Ende angekommen! Dieses Buch ist ein Must-read für Junge und Mädchen, für Jung und Alt und würde mit Sicherheit auch eine perfekte Schullektüre abgeben, da den Lesern zum Interpretieren und Denken sehr viele Anstöße gegeben werden. „Homeless“ erhält von mir eine mehr als verdiente Bewertung von 5 Herzen! Eine absolute Leseempfehlung!




PS: Wen das Thema nicht anspricht, sollte sich schämen! :D

PPS: Bald werdet ihr auf meinem Blog in der Kategorie „ Neuzugänge, Lesemonate
& co.“ ein exklusives (:D) Interview mit Laura Wiedemann finden, seid gespannt!

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