Rezension: „Homeless“
Titel:
Homeless
Autorin: Laura
Wiedemann
Verlag: epubli GmbH
E-book, 3.99€
Taschenbuch, 11.99 €
Seitenzahl: 372
Altersempfehlung: 12- 18
Genre: Jugendbuch, Roman
Quelle: Amazon
Bildquelle: Lovelybooks
Inhalt:
Weil die Inhaltsangaben des Internets so aussagekräftig sind, werde ich keine
eigene Zusammenfassung schreiben! :D
Bildquelle:
»Ich würde dir gerne eine mutige, tapfere und aufopfernde Geschichte anvertrauen, doch dann würde diese Geschichte nicht von mir erzählen. Also werden dir hier keine Ritter, keine Könige und auch keine Zauberer begegnen. Ich bin John, lebe auf der Straße und mich wirst du kennen lernen, besser gesagt, meinen Weg in den tiefen Abgrund. «
In »Homeless« schlüpfen wir in die Rolle des
sechzehnjährigen John. Wir merken schnell, dass sein Leben viele Hürden mit
sich bringt und ihn ein paar Geheimnisse aus der Vergangenheit quälen. Er lebt
mit einer Gruppe Jugendlichen in Braxton, einer fiktiven Kleinstadt in der Nähe
von London. Während andere Jungen und Mädchen in seinem Alter immer noch zu
Hause wohnen, haust John mit seinen Freunden in einem baufälligen Parkhaus, das
überteuert gebaut, doch nie wirklich genutzt wurde. Ein ständiger Kampf mit dem
Hunger, dem Durst, den Gefahren der Vergangenheit und den Versuchungen der
Gegenwart.
»Homeless« spielt in der fiktiven Kleinstadt Braxton in der Nähe von
London. Der 16-jährige John, der vor etwa über einem Jahr sein Zuhause
verlassen hat, lebt mit einer Gruppe von obdachlosen Jugendlichen im
„Betonklotz“ - ein riesiges Parkhaus, das nie wirklich benutzt wird.
Trotz diversen Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen
versuchen die Straßenkids zusammenzuhalten und gemeinsam ums Überleben
zu kämpfen. Im Verlauf der Geschichte erfährst Du immer mehr von der
erschreckenden Wahrheit über das Leben auf der Straße, wo John und seine
Clique tagtäglich verschiedenen Gefahren ausgesetzt sind und nie
wissen, was sie als nächstes erwartet. Einsamkeit, Gewalt, ständiger
Hunger, beißende Kälte und schlaflose Nächte gehören zum Alltag der
Teenager. Zudem scheint ihnen Gefahr auf der anderen Seite der Stadt zu
drohen - Denn dort haust in einer alten Fabrik eine weitere Gruppe von
Obdachlosen, die ihrem Ruf zufolge gefährliche und gewalttätige
Kriminelle sind. Doch bestimmte Vorfälle zwischen den beiden Cliquen
lassen Zweifel aufkommen und John weiß nicht mehr, wem er vertrauen kann
- Dem Anführer seiner eigenen Gruppe oder seinem geheimnisvollen Gegner
Cain aus der Fabrik?
Quelle: Amazon
Erwartungen:
Aufmerksam
geworden bin ich durch die Instagramseite der Autorin (https://instagram.com/laurawiedemannbooks/).
Nach kurzem Stöbern entschloss ich mich dazu, die Leseprobe zu lesen, von der
ich wirklich positiv überrascht war. Zu diesem Zeitpunkt stand bereits fest:
Ich brauche dieses Buch! Kurz darauf bot sich die Gelegenheit: Ein
Gewinnspiel, bei dem man die Chance auf 1 von 3 Homeless- Rezensionsexemplaren
+ Goodie Bag, also kleine Geschenke passend zum Buch, hatte. Ich nahm teil- und
gewann! Anbei findet ihr ein Foto vom gesamten Inhalt des Pakets, über das ich
mich mehr als riesig gefreut habe! Danke liebe Laura!
Cover: (Bezieht sich auf das alte Cover) Dieses Cover ist so fantastisch!
=> Der Boden. Auf ihm schläft John, an ihm ist er
psychisch angelangt- er wird im Hintergrund abgebildet. Diese gezeichneten
Steine spiegeln den Inhalt des Buches und den Abgrund wider, in den schon viele
Menschen gefallen sind.
Auf der Rückseite befinden sich kleine Zeichnungen. Eine
Blume, ein Haus mit einer Tür, welche ein Herz schmückt, Sterne. Oder auch
verbliebende Hoffnungsschimmer.
Schwarz, grau und
weiß, das sind die verwendeten Farben. Sie unterstreichen die triste, trostlose
Atmosphäre. Es gibt keinen Lichtblick mehr, nichts, worauf es sich zu freuen
lohnt. Sprüche wie „Hope for the best. Expect the worst“ (Hoffe auf das Beste.
Erwarte das Schlimmste) veranlassen dazu, mich zu fragen; ist „obdachlos“
gleichbedeutend mit „hoffnungslos“? Gerade, wenn man so tief gefallen ist, muss
der Spielraum, die Luft nach oben, doch groß genug sein, um die Chancen zur
Besserung zu erkennen…Oder?
Ich denke, dass diese „Widersprüche“ zwei verschiedene
Gefühlslagen sind. Damit meine ich, dass es sowohl gute, als auch schlechte
Tage gibt, an denen man positiv und negativ denkt. Neben der Frage, was der
Auslöser ist, werde ich, sobald ich das Buch beendet habe, entscheiden, welche
der beiden überwiegt und somit über den weiteren Lebensweg Johns entscheidet.
Meinung:
Geschichte: Der erste Satz des Zitats, welches
unter „Inhalt“ zu finden ist, bewahrheitet sich definitiv nicht! Diese
Geschichte ist mutig, tapfer und aufopfernd- mehr noch, sie ist besonders. Wie
oft liest man über Ritter, Könige und Zauberer, obwohl etwas gleich Spannendes wirklich
existiert? Jeder von uns wird schon einmal einem Obdachlosen begegnet sein.
Wieso gibt es so wenige Romane, die auf dieses Leiden aufmerksam machen?
Ein leichtes Buch für Zwischendurch ist „Homeless“
keinesfalls. Im Gegenteil, in ihm steckt so viel mehr als das, was man sich vom
Inhalt verspricht. Es bietet dem Leser die nackte, knallharte Wahrheit über die
Missstände, die sich in allen Ländern der Welt zutragen. Die bessergestellten Menschen
sehen weg, sie urteilen über die, die sich alles nehmen oder denen alles
genommen wird. Zugleich kennen sie die Hintergründe nicht. Das Ergebnis? Ein Vorurteil
vom feinsten. Sie wissen nicht, wieso teilweise Kinder, und, wie auch hier,
Jugendliche in eine solche Lage geraten und reduzieren sie auf das Äußere,
dabei müssen obdachlose Heranwachsende, deren gleichaltrige Kollegen behütet
aufwachsen, zur Schule gehen und sich gut amüsieren, hart um das Leben kämpfen.
Wer schwach wird, hat verloren, denn das Leben auf der Straße ist gnadenlos und
unberechenbar.
Die Spannung ist ab der ersten Seite vorhanden und baut sich
zunehmend auf. Müsste ich eine Spannungskurve malen, würde diese steil nach
oben gehen, bis sie am Ende alle Grenzen sprengt! Es gibt sehr viele überraschende
Wendungen, die das Buch kein Stück vorhersehbar machen, was aber auch an den
Extremsituationen liegt, denen die Figuren ausgesetzt sind. Lasst euch außerdem
gesagt sein- dieses Ende ist zerstörend! Es ist so emotional und traurig und
toll und ironisch (wer es gelesen hat weiß, was ich meine) usw. :D! Homeless kann von sich behaupten, dass es
die gleiche Menge Gefühle hervorruft, wie eine Mischung aus Satire, Thriller,
Liebesgeschichte und Abenteuerbuch!
Auch die Liebesgeschichte ist anders, als man sie kennt, passt
dadurch aber meiner Meinung nach viel besser zum gesamten Inhalt. Normalerweise
lernen sich Junge & Mädchen kennen, kommen sich näher und treffen sich,
dabei unternehmen sie etwas zusammen oder gehen essen. Das Mädchen fragt sich,
was sie beim ersten Date anziehen soll, der Junge, ob seine Haare sitzen. Nicht
so hier. Viel wichtiger ist es für John und Carrie, sie selbst zu sein, da
diese Bindung das Synonym für Hoffnung ist. Sie klammern sich daran, die
schweren Zeiten zusammen durchzustehen, da geteiltes Leid sprichwörtlich halbes
Leid ist.
Die Gruppe, in der John seit vielen Monaten lebt, stellt
diese Tapferkeit wirklich oft unter Beweis. Niemand gibt sich auf, niemandem
ist alles gleich, ganz einfach, weil sie sich haben- mehr brauchen sie nicht,
um trotz aller Schwierigkeiten glücklich zu sein. Mit ihrer kämpferischen
Einstellung jagen sie sämtliche Klischees in die Flucht und leisten sich einen
Kampf mit einer anderen, verfeindeten Gruppe obdachloser Jugendlichen, die ihre
Arbeit gegen Vorurteile wieder zunichtemacht.
In „Homeless“ sind neben etlichen Lehren, die man zwar schon
oft gehört hat, die jedoch im Zusammenhang zu dieser Thematik völlig neu
aufgefasst werden können, auch Erfahrungen enthalten. Erfahrungen, die man mit
einer ziemlich geringen Wahrscheinlichkeit am eigenen Leib machen würde,
Erfahrungen, die ich mir vor Augen halten werde, die in mein Leben eingreifen. Während
John und seine Freunde mühsam abgelaufene Lebensmittel auflesen oder
Pfandflaschen sammeln müssen, werden solche lebenswichtigen Dinge achtlos
weggeworfen, obwohl sie noch vollkommen genießbar sind. Nun überlegt man sich
zweimal, ob man die Flasche doch lieber neben den Mülleimer stellt, als sie in
ihn hineinzuwerfen, um es anderen, die sie benötigen, leichter zu machen. Oder
ob man Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, trotzdem
verspeist. Wer das dadurch gesparte Geld spendet oder für neue Lebensmittel
ausgibt und diese Obdachlosen, die am Straßenrand sitzen, schenkt, kann Leben
retten.
Ich denke außerdem, dass der Betonklotz, das Zuhause der
Gruppe, eine Metapher ist; während andere das Geld achtlos zum Fenster für
Dinge hinauswerfen, die sie eigentlich nicht brauchen, könnten sich andere davon
ein komplett neues Leben aufbauen oder zumindest ein vernünftiges führen.
„Homeless“ ist eine Geschichte, von der man sich wünscht,
dass sie reine Fantasie wäre, doch von der man weiß, dass dem nicht so ist.
Schreibstil:
Schon
nach wenigen Seiten fällt auf, dass dieser Schreibstil wie für die Geschichte
gemacht schien. Er half erheblich dabei, sich in der Geschichte einzufinden,
selbst der Protagonist zu sein. Detailreich und äußerst anschaulich beschreibt
Laura Wiedemann Gefühle und Gedanken des Ich-Erzählers John, und nur so erfährt
man selbst, wodurch John sich auszeichnet. Anhand seiner Handlungen erfährt man
dies nämlich nicht. Ist man mal ehrlich zu sich selbst; wenn man einen Jungen sieht,
welcher am Bahnhof einen halbvollen Becher Kakao findet und sich darüber freut
wie ein Kind an Weihnachten, ist das in gewisser Hinsicht erschreckend und mag
für den ein oder anderen sogar abstoßend sein. Ganz anders erscheint diese
Situation, wenn man mit dem Jungen fühlt, wenn dargestellt wird, wie die heiße Flüssigkeit
seine Lippen berührt und sein Herz höher schlagen lässt.
Zudem waren relativ viele tiefgründige Textstellen zu
finden, mit denen man sich ausführlich beschäftigen sollte. Sprachliche Bilder
wie Metaphern wurden häufig zum Einsatz gebracht und erzielten die gewünschte
Wirkung.
Es gibt Bücher von erfahrenen Autoren, bei denen man sich
während des Lesens bewusst ist; ich bin der Leser, das hier ist ein Buch. Ich
gehöre nicht dazu. Dann gibt es jene, bei denen man sich absolut fallen und auf
die Geschichte einlassen kann, bei denen man für die Außenwelt einfach mal
nicht erreichbar ist. Wer diesen Zustand nicht kennt- hopp hopp, Homeless
kaufen! :D
Charaktere:
John hinterfragt vieles, was sicher auch mit seiner großen
Liebe Carrie zu tun hat, so lernen wir erneut einen neuen seiner Charakterzüge
kennen; den romantischen. Eifersüchtig, wenn es um seine Carrie geht, zeichnet
er sich als perfekter Freund aus. Seine Gedanken drehen sich von Sonnenaufgang
bis Sonnenuntergang nur um sie! In dieser Hinsicht ist er einfach nur toll, darüber
hinaus mit seinen dunklen Locken ein echt süßes Kerlchen!
Carrie: Carrie ist ein 16-jähriges Mädchen, welches
ebenfalls aufgrund ihrer Vergangenheit auf den Straßen von Braxton lebt und
Mitglied der Gruppe ist. Sie wird als unscheinbar, aber als eine sehr gute
Beobachterin, die dadurch über eine gute Menschenkenntnis verfügt, geschildert.
Des Weiteren ist sie die einzige, die Johns Lebensmut
aufrecht erhält. Sie ist seine große Liebe und seine Hoffnung, der Grund, nicht
aufzugeben, was ein offenes Geheimnis ist.
John und Carrie sind wie ein Puzzle; sie ergänzen sich gegenseitig,
sind wie füreinander gemacht. Carrie ist Johns Stütze, er braucht ihren
Beistand, um keine Dummheiten zu begehen. Sie offenbart ihre Loyalität zu ihm
täglich, indem sie ihn vor den anderen verteidigt und unterstützt. Sie hilft
ihm, seine Pläne zu verwirklichen und sich selbst nicht in Gefahr zu bringen,
während er auch Carrie, die durchaus temperamentvoll handelt, dabei hilft,
einen kühlen Kopf zu bewahren. So zeigen sie sich abwechselnd von ihrer „schlechten“
Seite, doch jeder holt den jeweils anderen auf den Boden zurück. Sie sind
extrem liebenswürdige Charaktere, jedoch auch ein Traumpaar der ersten Klasse!
Fazit:
Die Message ist dank
der großartigen Geschichte, den wunderbaren Charakteren und dem grandiosen Ende
angekommen! Dieses Buch ist ein Must-read für Junge und Mädchen, für Jung und
Alt und würde mit Sicherheit auch eine perfekte Schullektüre abgeben, da den
Lesern zum Interpretieren und Denken sehr viele Anstöße gegeben werden. „Homeless“
erhält von mir eine mehr als verdiente Bewertung von 5 Herzen! Eine absolute
Leseempfehlung!
PS: Wen das Thema
nicht anspricht, sollte sich schämen! :D
PPS: Bald werdet ihr
auf meinem Blog in der Kategorie „ Neuzugänge, Lesemonate
& co.“ ein
exklusives (:D) Interview mit Laura Wiedemann finden, seid gespannt!
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